„Das Studium ist kein Spaziergang“, „Nur die Harten kommen in den Garten“, „Ohne Fleiß kein Preis“.
Das sind Aussagen und Einstellungen, die mir in meinen Coachings mit Studierenden immer wieder begegnen. Und ich muss zugeben, auch ich hatte meinem Studium gegenüber lange Zeit eine Einstellung a la „Ich muss da jetzt durch“.
Ist es nicht seltsam, dass wir Menschen uns so leicht mit einem Leben abfinden, das uns nicht wirklich glücklich macht? Wir akzeptieren, dass es hart ist und wir durchhalten müssen, anstatt in Frage zu stellen, ob das wirklich so sein muss. Wer das sagt. Ob wir dem bewusst, aktiv zustimmen.
Wir müssen nicht.
Natürlich ist ein Studium kein Spaziergang. Natürlich stellt es uns vor Herausforderungen. Wir begegnen ständig Neuem, werden geprüft, müssen punktgenau Leistung bringen. Klar, kann das anstrengend sein.
Doch all das ist auch, wenn nicht gar besser, mit mehr Leichtigkeit, Gelassenheit und Zufriedenheit möglich.
Nur 10% unserer Zufriedenheit wird durch äußere Umstände bestimmt, weit mehr, nämlich 40% durch unsere innere Einstellung, Gedanken und unsere Handlungen, die daraus resultieren1.
(Die restlichen 50% sind vermutlich genetisch bedingt, wobei auch die Aktivität unserer Gene nicht festgeschrieben, sondern unsere Lebensweise und viele Faktoren an- und abgeschalten werden können. Hier wird das Forschungsfeld der Epigenetik in Zukunft noch spannende Erkenntnisse liefern).
Diese Erkenntnis entstammt einem Forschungsfeld der Psychologie, die sich genau damit befasst, der positiven Psychologie.
Positive Psychologie ermöglicht dir ein glückliches und erfolgreiches Studium. Wie, erfährst du in diesem Artikel.
Überblick
1. Was genau ist Positive Psychologie?
Die positive Psychologie befasst sich ganz allgemein formuliert, mit allem, was uns glücklich macht und zu einer optimalen Entwicklung beiträgt. Dabei betrachtet sie nicht nur das einzelne Individuum, sondern auch Gruppen, die Gesellschaft und Organisationen2.
Positive Psychologie ist jedoch alles andere als toxische Positivität, Selbstoptimierung oder Schönmalerei. Sie ist ein Forschungsfeld und darüber hinaus sehr praxisorientiert. Das heißt, sie gibt fundierte Tipps und Techniken basieren auf Untersuchungen und ermöglicht dir so, das Ableiten konkreter Handlungsschritte hin zu einem besseren Leben.
Lange Zeit hat sich die Psychologie nur mit psychischen Erkrankungen beschäftigt, deren Erforschung und Möglichkeiten diese zu heilen.
Angenommen, die Stimmung eines Menschen ließe sich auf einer Skala darstellen, bei der -10 für Depression und Traurigkeit steht, 0 für einen neutralen Gemütszustand und +10 für das größte Glück, so hat sich die Psychologie lange Zeit damit beschäftigt, wie der Mensch aus dem Minusbereich herauskommen könne.
Doch ein „neutraler“ Zustand, das Fehlen von Leid und Schmerz führt noch nicht automatisch zu einem glücklichen Leben.
Die positive Psychologie beschäftigt sich mit der Frage, wie der Mensch weiter in den positiven Bereich „aufsteigen“ kann.
- Optimismus
- Selbsterkenntnis
- Selbstliebe
- Mut
- soziale Kompetenzen, Beziehungen und Verbundenheit
- Freude und Sinn im Leben
- Erfüllung und Wachstum
2. Warum gerade im Studium positive Psychologie?
Willst du mehrere Jahre deines Lebens mit Warten verbringen?
Doch ein Studium dauert einfach mehrere Jahre. Willst du mehrere Jahre deines Lebens mit Warten verbringen? Auf danach, darauf, dass es dann besser wird?
Oder willst du lernen mit den Herausforderungen umzugehen, sie als Chance begreifen. Willst du die Zeit nutzen, dich besser kennenzulernen, deine Stärken, Werte, was dich bewegt, was du bewegen willst. Willst du Erfolg haben, mit Leichtigkeit, fokussiert, reflektiert.
Dann ist positive Psychologie genau das, was dir dabei helfen kann. Und meiner Meinung nach, gibt es keinen besseren Zeitpunkt sich intensiver damit auseinanderzusetzen, als im Studium (mal abgesehen davon, dass es ein ideales Schulfach wäre…).
Denn auch „danach“ werden Herausforderungen auf dich zukommen. Und du wirst immer auf dieselbe Art darauf reagieren, bis du dich nicht aktiv für eine andere Weise entschieden hast. Warum also nicht jetzt in deinem Studium!?
Du profitierst auf vielfältige Weise, jetzt und ein Leben lang:
3. Die Folgen positiver Psychologie auf dein Studium
3.1 Perspektivwechsel & persönliches Wachstum durch positive Psychologie
Was mir besonders gut an der positiven Psychologie gefällt, ist, dass negative Gefühle nicht einfach verdrängt und unterdrückt werden. Sie beschäftigt sich ganzheitlich mit dem Leben und da gehören negative Emotionen, Rückschläge und Niederlagen einfach dazu. Die Frage ist einfach, wie gehen wir damit um. Und an dieser Stelle setzt die positive Psychologie an.
Positive Psychologie ermöglicht dir einen Perspektivwechsel.
Dieser bewusste Perspektivwechsel ist notwendig, da das menschliche Gehirn negative Dinge eher fokussiert und erinnert als Positives. Wenn wir das jedoch einüben, gewinnen die positiven Emotionen in Zukunft und das hat viele positive Folgen. Eine Aufwärtsspirale beginnt3.
- Probleme und Lösungen werden in immer breiteren Kontexten betrachtet
- Wir bauen zahlreiche Ressourcen auf
- Wir werden resilienter und optimistischer
- Wir gewinnen an Selbstwirksamkeit
- Wir entwickeln ein gesundes Stressmanagement
- Es stellt sich eine innere Ruhe und Balance ein
Die positive Psychologie stellt mittlerweile ein breites Spektrum an Techniken und Werkzeugen bereit, die dich bei deinem Perspektivwechsel unterstützen. Eine beispielhafte Auswahl, um besser Abschalten zu können, findest du hier.
3.2 Bessere Leistungen im Studium durch positive Psychologie
Lernen geht gut gelaunt leichter4. Außerdem gehen glückliche Menschen an Aufgaben kreativer und flexibler ran. Sie lösen Probleme schneller 5. Sie haben eine höhere Produktivität, gehen gesünder mit Stress um. Mit Niederlagen können sie konstruktiv umgehen, daraus lernen und schneller wieder aufstehen. Darüber hinaus setzen sie sich höhere Ziele und halten länger durch6. Insgesamt zeigen sehr viele Studien, dass Glücklichsein zu deutlich mehr Erfolg führt7,8.
All das wirkt sich auch anschließend in der Arbeitswelt positiv aus. Glücklichsein reduziert die Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu sein. Viel mehr noch, glückliche Menschen haben in Folge ihrer Produktivität, Vernetzung, Unterstützung und Erfolges schließlich auch ein höheres Einkommen9,10.
3.3 Wertvollere soziale Beziehungen im Studium durch positive Psychologie
Glückliche Menschen haben bessere Beziehungen und Menschen mit guten sozialen Beziehungen sind glücklicher. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass glückliche Menschen empathischer sind. Sie begegnen Mitmenschen mit mehr Mitgefühl. Und: sie teilen gerne ihr Glück10,11,12.
Das Studium ist eine Phase, in der du mit vielen verschiedenen Menschen zusammentriffst und ihr sitzt gemeinsam in einem Boot, habt ähnliche Herausforderungen zu meistern, die gleichen Prüfungen zu bestehen. Gemeinsam gelingt das leichter. Konkurrenz ist völlig fehl am Platz. Ihr profitiert von Lerngruppen auf mehreren Ebenen – leistungstechnisch und sozial. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr gemeinsame Interessen teilt, ist natürlich auch höher als in der Schule, wo man nur durch den Wohnort zusammengewürfelt wird.
Aber selbst, wenn du innerhalb deines Studiengangs weniger Anschluss findest, ist das Studium eine super Zeit, passende Menschen für dich zu finden. Egal ob das länger dauert. Überlege dir einfach, was dir Freude macht, welche Hobbys du gerne einmal ausprobieren möchtest – ein Buchklub, Kochkurs, verschiedene Sportangebote, Chor. Es gibt viele Möglichkeiten und auch Neues probieren, macht glücklicher! Und während du damit etwas Gutes für dich tust, lernst du nebenbei Menschen kennen, die diese Aktivitäten teilen.
3.4 Liebevolle Selbsterkenntnis im Studium durch Positive Psychologie
Was bedeutet ein glückliches Leben eigentlich für dich? Was bereitet dir Freude? Wie willst du leben? Worin gehst du auf?
Wie sollst du ein glückliches Leben führen, wenn du dir diese Fragen nicht beantworten kannst? Wie sollst du glücklich sein, wenn du dich nicht kennst.
Die Positive Psychologie beschäftigt sich genau damit und sie hilft dir, dich besser kennenzulernen. Die Forschung zeigt, dass wir glücklicher sind, wenn wir unsere Stärken und Talente kennen, wenn wir nach unseren Werten leben und unser Leben einen Sinn hat.
Im Studium lebst du in der Regel zum ersten Mal wirklich selbstbestimmt und kannst dir dein Leben so einrichten, wie es sich für dich gut anfühlt. Dabei ist Selbsterkenntnis ganz wesentlich. Gleichzeitig ist es eine Phase, in der du immer wieder deine Komfortzone verlassen musst. Und immer wieder über dich hinauswächst, dich immer wieder besser kennenlernst. Du merkst, was und wer wirklich wichtig ist für dich. Und was hier vielleicht leicht und romantisch klingt, ist in Wahrheit manchmal ganz schön hart und schmerzhaft.
Positive Psychologie hilft dir, diesen Prozess so zu durchlaufen, dass du eine liebevolle Beziehung zu dir selbst aufbaust und so ein positives Leben aufbauen kannst.
Ich habe ein Selbstreflexions-Workbook, basierend auf Erkenntnissen der positiven Psychologie, entwickelt. Dieses kannst du gerne einmal für dich durchführen. Schritt für Schritt wechseln wir gemeinsam die Perspektive, arbeiten Stärken heraus und schauen, wofür du bereits sehr dankbar sein kannst. Ich schreibe zwar vom Semesterbeginn, doch du kannst diesen Fragebogen auf alle Bereiche und Phasen deines Studiums übertragen.
Fazit
Du siehst, Glück passiert nicht einfach so. Du hast es in der Hand. Gerade im Studium. Bemängele nicht irgendwelche Umstände, die du ohnehin nicht ändern kannst. Überlege dir, was in deiner Verantwortung liegt, wie Du dich, für dich, weiterentwickeln kannst. Positive Psychologie ist eine fundierte Wissenschaft. Sie unterstützt dich ganz konkret mithilfe erprobter Tools, dein persönliches Glücksniveau dauerhaft hochzuhalten, durch deine innere Einstellung und dein Handeln.13
Mehr Inspiration und konkrete Tipps findest du bei mir auf Instagram. Schau doch mal vorbei und erzähl mir, wie du darüber denkst!
- Lyubomirsky, Sonja (2013). Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben. Frankfurt am Main: Campus.
- Gable, S. L., & Haidt, J. (2005). What (and why) is positive psychology?. Review of general psy- chology, 9(2), 103–110.; Alex Linley, P., Joseph, S., Harrington, S., & Wood, A. M. (2006). Positive psychology: Past, present, and (possible) future. The Journal of Positive Psychology, 1(1), 3–16.
- Theorie von F. … Buch für dummies
- Masters, J. C., Barden, R. C., & Ford, M. E. (1979). Affective states, expressive behavior, and learning in children. Journal of Personality and Social Psychology, 37(3), 380–390.
- Murray, N., Sujan, H., Hirt, E. R., & Sujan, M. (1990). The influence of mood on categorization: A cognitive flexibility interpretation. Journal of Personality and Social Psychology, 59(3), 411–425.
- Hom, H. L., & Arbuckle, B. (1988). Mood induction effects upon goal setting and performance in young children. Motivation and Emotion, 12(2), 113–122.
- Fredrickson, B. L. (2011). Die Macht der guten Gefühle: wie eine positive Haltung Ihr Leben dauerhaft verändert. Frankfurt am Main: Campus.
- Lyubomirsky, S., King, L., & Diener, E. (2005). The benefits of frequent posi- tive affect: Does happiness lead to success? Psychological Bulletin, 131 (6), 803– 855.
- Staw, B. M., Sutton, R. I., & Pelled, L. H. (1994). Employee positive emotion and favorable outcomes at the workplace. Organization Science, 5(1), 51–71.
- Marks, G. N., & Fleming, N. (1999). Influences and consequences of well- being among Australian young people: 1980–1995. Social Indicators Research, 46(3), 301–323. Diener, E., & Seligman, M. E. (2002). Very happy people. Psychological science, 13(1), 81–84.
- Seligman, M. E. P. (2002). Der Glücksfaktor. Warum Optimisten länger leben. Köln: Bastei Lübbe.
- Lyubomirsky, Sonja (2013). Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben. Frankfurt am Main: Campus.
- Heining N. (2019). Glücksprinzipien: Mit dem fundierten Erkenntnisschatz der Positiven Psychologie zu mehr Lebensfreude, Erfolg und einem gelingenden Leben. Berlin: Springer Berlin.